Theaterkritik: Hä? Uh!
Wenn das Leben Haken schlägt wie ein Cyber-Hase im Online-Game, kann Freundschaft die letzte Rettung sein. Kristo Šagor beschreibt in seinem Jugendstück „Nice“, nominiert für den Jugendstückepreis, multiple Hochs und Tiefs im Alltag seiner beiden jungen Protagonisten Malte und Mark.
Wie viele Themen passen in ein Jugendtheaterstück? Kristo Šagor findet: sehr viele. Pornos und Flirtversuche, Gaming und nervige Eltern, Abhängigkeit und Freiheit, all die Krisen da draußen und die Abgründe in einem drinnen. Es sind noch viel, viel mehr, natürlich, und doch gibt es zwei gemeinsame Nenner: die Sucht. Und die Liebe.
Das Wunder: Es funktioniert! Šagor, der 2001 beim Heidelberger Autor*innenwettbewerb den Publikumspreis erhielt und 2019 für „Iason“ den Jugendstückepreis, hat mit „Nice“ ein Stück über zwei junge Erwachsene geschrieben, die sich als Jugendliche nicht leiden konnten, sich mit um die 20 aber in derselben WG wiederfinden. Mark verheddert sich dabei in seinem Online-Spiel und verliert die Kontrolle über Zeit und Geld, Malte kifft zu viel und erlebt immer öfter psychotische Zustände.
Šagors Stück ist ein wilder Ritt um immer neue Kurven, führt von testosteronschwangeren Jungs im Game-Wahn rüber zu den Themen Sucht, Lebenssinn, Liebe, Verzweiflung. Und doch hat Šagor das Steuerrad fest im Griff. Immer, wenn man kurz denkt: Uff, wie soll man das glauben, etabliert er die neue Situation derart geschickt und lässig, dass man nach wenigen Zweifelssekunden angekommen ist.