Ausstellung: Es war einmal im Westen
Rainer Werner Fassbinder. THEATER – Das Deutsche Theatermuseum München entdeckt den Theatermensch Fassbinder
Zufällig ist Rainer Werner Fassbinder, der immer schon zum Film wollte, beim Theater gelandet: Gleich zwei Mal, 1966 und 1967, wurden seine Bewerbungen an die Deutsche Film- und Fernsehakademie in Berlin abgelehnt. Von einer Kollegin wird der Schauspielschüler 1967 ins Münchner Action-Theater geschleppt, zu „Antigone“, inszeniert von Peter Raben – und ist begeistert: „Zwischen den Schauspielern und dem Publikum entstand so etwas wie Trance, etwas wie eine kollektive Sehnsucht nach Utopie.“
Fassbinder bleibt, spielt, inszeniert, schreibt fürs Theater, parallel zur sich dann ja doch einstellenden Filmkarriere. Dass er bis zum Ende mit ihm rechnet, plant, Stücke entwirft, ist wohl die entscheidendste Erkenntnis der Ausstellung „Rainer Werner Fassbinder. THEATER“ im Deutschen Theatermuseum München. Sie – und stärker, ausführlicher noch der Henschel-Band „Rainer Werner Fassbinder. Theater als Provokation“ von David Barnett – geht die Stationen des Schauspielers, Regisseurs und Dramatikers ab: erst Action-, dann antitheater, beides noch ziemlich laienhafte Off-Klitschen in München (für die Fassbinder neben anderem sein erstes Stück „Katzelmacher“ schrieb).
Kurz sind diese Stationen, kurz werden sie bleiben: Kurt Hübner holt Fassbinder nach Bremen, damals der westdeutsche Hotspot des deutschsprachigen Gegenwartstheaters (Peter Stein und Peter Zadek schärften hier ihr Handwerkszeug und ihre Stars). Dann Bochum, Berlin, Frankfurt (wo Fassbinder kurz das TAT leitete), sogar fürs Tourneetheater arbeitete er („Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ mit Ruth Maria Kubitschek). Seine letzte Inszenierung wird 1976 an Ivan Nagels Deutschem Schauspielhaus Hamburg Clare Boothe Luces „Frauen in New York“ (The Women). Womit Fassbinder dann auch auf dem Theater den Wandel vollzogen hat vom politischen Volksstück-Zuschnitt zum Melodram-Glamour mit BRD-Appeal. Viele weitere Pläne – eine „Traviata“, eine „Phädra“-Adpation, „Endstation Sehnsucht“ – beschäftigten ihn bis zum Tod.
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