Kurzkritik: Netz der Leidenschaften

Kurzkritik: Netz der Leidenschaften

Sechs Figuren und ein Amoklauf: Einmal mehr zeigt die Junge Sparte des DT großartiges Theater

Natürlich ist das eine Binse: Angesichts der Endlichkeit des Lebens wirken die alltäglichen Probleme winzig. Dass einen diese Erkenntnis dennoch so richtig erwischt, gehört zu den vielen Gründen, warum es sich lohnt, „2 Uhr 14“ zu sehen. In seinem Stück setzt der kanadische Autor David Paquet die Schicksalssplitter von vier Schülern und zwei Erwachsenen zu einem packenden Mosaik zusammen.

Für das Junge DT, der Jugendsparte des Deutschen Theaters, hat Kristo Šagor die Pubertätsneurosen und Lebenskrisen der Sechs in die kleine Box gepackt. Dort zappeln sie vor, hinter, auf und zwischen den weißen Gummibändern, mit denen Ausstatterin Iris Kraft das Bühnenportal füllt. Šagor schöpft aus diesem Netz der Leidenschaften und Selbstzweifel starke Bilder, wenn sich die Schauspieler darin verstricken, einzelne Bänder wegkiffen oder sie vieldeutig flirren lassen.

Dass die 70 Minuten so vibrieren, liegt auch am Darstellerteam: Judith Hofmann zeichnet feinherb eine trauernde Mutter, Jens Schäfer einen Lehrer im Burnout. Aus dem Schülerquartett ragt Maximi­lian ­Paiers Linus heraus zwischen frühreifer Abgeklärtheit und Liebes-Staunen. Aber auch Katharina Anchalie Schulz, Franz Jährling und Celia Bähr und die Diesseits und Jenseits verbindende Musik von Sebastian Katzer machen den Abend unbedingt sehenswert.