Kolumne: All you need? All you get!

Kolumne: All you need? All you get!

Queer Royal – Georg Kasch klickt sich durch die Mediatheken von ARD und ZDF

Es gibt eine Szene in der kleinen, wunderbaren Serie MaPa, die viel sagt übers deutsche Fernsehen jenseits von 3sat und Arte. Metin, die Hauptfigur, arbeitet im Writersroom einer Soap-Produktion. Vor einigen Wochen ist seine Freundin Emma gestorben, völlig unerwartet – Hirnaneurysma. Seitdem schlägt er sich alleine rum mit seiner Trauer, seiner Wut, seiner Liebe und seiner sechsmonatigen Tochter Lene. Wir haben ihn scheitern sehen zwischen Brei, Handy und Müdigkeit, haben erlebt, wie er sich an der übergriffigen Hilfsbereitschaft seiner Mutter und der hilflosen seiner Freunde abarbeitet. Das alles hinreißend realistisch, mit Dialogen wie in diesem Moment erdacht.

Jetzt, in Folge 5, versucht er, wieder in den Beruf einzusteigen. Und muss feststellen, dass die Kolleg:innen seine Situation als Seifenopernplott ausgeschlachtet haben. In der Mittagspause schauen sie gemeinsam das Ergebnis: Da windet sich ein greinender Schauspieler pathetisch um eine hässliche Urne auf dem Couchtisch, während im Hintergrund das Baby brüllt. Es ist unerträglich! Im Gesicht des großartigen Schauspielers Max Mauff spiegeln sich Irritation und Unglauben: Ist das euer Ernst?

Das deutschsprachige TV-Film- und Serienwesen ist in weiten Teilen ein Trauerspiel (Ausnahmen bestätigen die Regel – bitte unten in die Kommentare). Ich hatte es lange links liegen gelassen, keine Zeit. Zu den Erkenntnissen der Corona-Lockdowns (und der Antwort auf die Frage, warum Netflix, Amazon Prime und Co so erfolgreich sind) gehört, dass es in all den Jahren, in denen ich kaum etwas gesehen habe, nicht besser geworden ist. Gilt leider auch für queere Inhalte. Gut, LGBTQ-Menschen sind nicht mehr per se bedauernswerte Opfer oder gestörte Psychopathen beim Tatort, ist ja schon was. Dafür sind Schwule knuddelig, Lesben tough, Trans-Menschen unsichtbar oder ein Problem. Und Bisexuelle? Sorgen auf allen Seiten für Liebeskummer.

Weihnachten etwa gab es eine schlimme Folge der als Comedy gelabelten ZDF-Serie Liebe. Jetzt! mit Daniel Zillmann und David Brizzi. Ein schwules Paar, das beinahe daran zerbricht, dass der eine reserviert auf den Heiratsantrag des anderen reagiert. Alles ist hier gelogen: Jede Liebesgeste, jeder Verzweiflungsausbruch zwischen den (an sich tollen) Spielern. Der ganze Konflikt stinkt zum Himmel, ebenso seine Zuckergusslösung. Auch nicht besser: Das reizende schwule Sidekick-Paar (Jochen Schropp und Lucas Reiber) in der ZDF-Herzkino-Ausgabe Schneewittchen am See, das ebenso sonnenverstrahlt in die Märchenkulisse blinzelt wie der Rest des Casts.

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