Theaterkritik: Die Arche NoAfD

Theaterkritik: Die Arche NoAfD

Das Blaue Wunder – In Dresden lässt Volker Lösch zusammen mit Thomas Freyer und Ulf Schmidt die AfD zu Wasser

Dresden, 26. Januar 2019. Einmal verlässt Schauspieler Holger Hübner das riesige Schiffsgerüst, das sich imposant in den Himmel reckt, geht an die Rampe und regt sich vorm Eisernen Vorhang so richtig auf. In den Lagern und Heimen habe es Saufereien und Raufereien gegeben, Mitarbeiterinnen seien sexuell belästigt worden! Von Lagerkoller und Depressionen ist die Rede, von Menschen, die teils direkt aus dem Gefängnis zu uns kamen, teils vor Alimentenzahlungen flohen. Steht so im SPIEGEL! Und dann kostet so ein Übersiedler auch noch 13.000 Mark im Jahr! Beim Datum des Magazins, Februar 1990, dämmert’s auch dem Letzten: Der Text polemisierte gegen die im Westen ankommenden Ossis. Trotzdem fügt Hübner leise hinzu: „Meine Freiheit will ich, und wenn ich die nicht kriege, dann gehe ich. Deshalb bin ich aufs Schiff.“

Auf dem Schiff der Albträume

Das Schiff, das ist in „Das Blaue Wunder“ am Staatsschauspiel Dresden ein echter metallener Rumpf, auf dem sich besorgte Bürger aufmachen in eine blühende Zukunft. Ihre Bibel: das blaue Buch mit den schönsten AfD-Zitaten. Ihr Kurs: stramm rechts. Dass man auf dem klar umrissenen Gefährt mit seinen drei Etagen anschaulich Gesellschaft im Kleinen spielen kann, nutzen die Dramatiker Thomas Freyer, Ulf Schmidt und Regisseur Volker Lösch (der auch mitgeschrieben hat) mit großer Lust an der Eskalation. Also werden die Nicht-Deutschen, die anfangs noch im Unterdeck schuften, in die Ankerkammer gesperrt, später entsorgt. Oben entstehen Verteilungskämpfe, blüht die Denunziation, werden Frauen auch gegen ihren Willen geschwängert.

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