Theaterkritik: Wunde auf und Pflaster drauf

Theaterkritik: Wunde auf und Pflaster drauf

Umkämpfte Zone – Staatstheater Cottbus – Armin Petras bringt Ines Geipels Essay über die andauernden Abgründe des Ostens auf die Bühne

„Die NSU-Morde – unser 11. September!“ Eine Mädchengang brüllt diesen Satz, wieder und wieder, während MG-Salven sie niedermähen. Die Toten verschwinden im Loch des riesigen schwarzen Trichters, der die Bühne beherrscht, Rückzugshöhle all derer, die sich nicht mit dem Gestern auseinandersetzen wollen.

Ruth Heynen, neue Schauspielchefin unter dem neuen Intendanten Stephan Märki in Cottbus, startet ihre erste Spielzeit mit Ines Geipels „Umkämpfte Zone“. Das ist in mehrfacher Hinsicht ein Coup. Geipel hat mit ihrem Essay eine Art ostdeutsches Gegenstück zu Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ geschrieben. Den Krebstod ihres jüngeren Bruders Robby nimmt sie zum Anlass, ihre Familiengeschichte aufzuschreiben und zu fragen, warum heute die Hälfte der Ostler fremdenfeindlich ist und in etlichen Regionen die AfD stärkste politische Kraft. Hat das mit den Kontinuitäten zweier Diktaturen hintereinander zu tun?

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