Opernkritik: Jack Sparrow im Wagner-Dolby-Surround

Opernkritik: Jack Sparrow im Wagner-Dolby-Surround

Rollende Augen, Kussmünder, hochelastische Rampenverbiegungen: Herbert Fritsch hat schon viele Sprech- und Musiktheaterstücke grandios verslapstickt. Eine Oper von Richard Wagner allerdings nimmt er sich jetzt zum ersten Mal vor. Wie hält sie den Fritsch’schen Jux aus?

Bei Wagner-Opern denken viele erst mal: Uff! Laut, lang, schwer, so die gängigen Vorurteile. Und kaum gibt‘s eine Ohrwurmstelle, kommt garantiert jemand und fasst noch mal länglich zusammen, was man bis hierhin schon kapiert hat. Dazu der heilige Ernst von Wallaweiawoge und Hojotoho – komisch ist das schon. Nur oft unfreiwillig.

Nun hat sich aber doch ein Oberkomiker aufgemacht, es mit Richard Wagner zu versuchen: Herbert Fritsch. Als Schauspieler ein Hysteriker und Zappelphilipp erster Güte, krempelte er als spätberufener Regisseur erst das Schauspiel um zwischen Klassiker-Durchschüttelung und zwerchfellerschütternden Dada-Festen. Seit dem ausgeflippten „Don Giovanni“ 2014 an der Komischen Oper ist auch das Musiktheaterrepertoire nicht mehr vor ihm sicher: Bizet, Rossini, Strauss inszeniert er an den großen Häusern zwischen Hamburg, Wien und Zürich. Wagner war bislang nicht dabei.

Jetzt ist Fritsch an die Komische Oper zurückgekehrt, um genau das nachzuholen. Für einen Wagner-Einstieg – das gilt für Hörer:innen wie Regisseur:innen – ist „Der fliegende Holländer“ mit seiner schnörkellosen Geschichte und nur zweieinviertel Stunden Dauer äußerst dankbar: Der Holländer ist verflucht und muss so lange über die Weltmeere segeln, bis eine Frau ihm ewige Treue schwört. Senta wiederum hat sich längst in den Mythos verliebt und wartet nur darauf, diesen Mann retten zu können. Dazu gibt’s Ohrwürmer satt: „Steuermann lass die Wacht“, der Chor der Spinnerinnen, Sentas Ballade, das Holländer-Motiv…

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