Theaterkritik: Uns geht’s noch schlechter als den Zombies
Diese beiden Alten haben es faustdick hinter den Ohren. Stehen trüb rum mit grauen Gesichtern und fahlen Klamotten. Aber wenn es darum geht, die eigene Existenz zu feiern und gegen die gierigen Söhne zu verteidigen, drehen sie groß auf, spucken Gift im angedeuteten Blankvers. Wie die beiden mit ziemlichem Witz ein altes, eingespieltes Paar skizzieren – er hört nicht zu, sie pult ihm am Ohr herum –, wie Heidi Ecks das immer eine Spur weicher, mütterlicher hinbekommt als Peter Schröder, durch den ein Vatergott grollt, macht ihre Abwehrschlacht der Söhne unheimlich.
Wobei der Ausgang in den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt klar ist: Hier herrscht Endzeitstimmung. Falko Herold hat den Bühnenboden mit Ascheflocken bedeckt; hinten liegen schwarze Müllsäcke herum. Auch eine Art Erbe, diese verbrannte Erde. Um Generationenungerechtigkeit geht es ja in Ewald Palmetshofers 2012 in Wien uraufgeführtem und in München erprobtem Stück „räuber.schuldengenital“; um die Tatsache, dass die Kinder es erstmals seit dem Krieg nicht besser haben werden als die Eltern. Finanziell, jobtechnisch, gar sexuell, sagt Palmetshofer.
Dem Planeten ging’s früher auch mal besser, fügt David Bösch hinzu. Er inszeniert hier eine „Frankfurter Fassung“ unter dem Titel „räuber.schuldenreich“, und das klingt schon arg großspurig angesichts der (unbedingt sinnvollen) Striche und der minimalen Ergänzungen, die jede anständige Dramaturgie hinkriegen sollte, ohne gleich ein neues Label draufzupappen.
Das Schauspiel stellt mit dem Stück Ewald Palmetshofer zum ersten Mal in Frankfurt vor, da hatte man sich offenbar gedacht: Schulden, Geld, Erben, das passt zur Börsenstadt. Nur fügen die Bankentürme ums Theater dem Stoff so gar nichts hinzu. Und auch David Bösch scheint sich für diesen Zusammenhang nicht zu interessieren. Am Anfang trällern Abba „Money Money“, danach zelebriert Bösch sterbende Provinz.