Buchkritik: Der imperfekte Körper

Buchkritik: Der imperfekte Körper

Verschieben wir es auf morgen – Die Schauspielerin Miriam Maertens erzählt davon, wie sie eine lebensbedrohliche chronische Krankheit und das Theater unter einen Hut bekam

Es gibt nicht viele autobiografische Bücher, bei denen man Richtung Showdown mitfiebert und über die Seiten rast, auch wenn das Ende bekannt ist: Miriam Maertens, Ensemblemitglied am Schauspielhaus Zürich, hat ihre Lungentransplantation überlebt, klar, andernfalls hätte sie „Verschieben wir es auf morgen“ nicht schreiben können. Trotzdem kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen, wenn Maertens schildert, wie ihr zunehmend die Luft wegbleibt, vor allem bei den Proben zu und den Aufführungen von Faust 1-3 im stickigen Keller.

Die kaputte Lunge ist ein Resultat ihrer Mukoviszidose. Die Krankheit lässt lebenswichtige Sekrete zähflüssig werden, auch in der Lunge, ist nicht heilbar, endet tödlich. Wenn die Lunge – trotz Sport, Inhalationen, Kuren – nicht mehr funktioniert, braucht man eine neue. Oder stirbt.

Cover Maertens

Eine berühmte Theaterfamilie

Entsprechend trägt Maertens Buch den Untertitel: „Wie ich dem Tod ein Schnippchen schlug“. Es erzählt auf 250 Seiten, wie die Krankheit sie ihr Leben lang begleitet und es prägt. Der Kampf mit den Begleiterscheinungen, gegen die Symptome ist von Anfang an Teil ihres Lebens. Dennoch ist ihr schnell klar: „Ich wollte kein Opfer meiner Krankheit werden.“ Sondern Schauspielerin. Hundebesitzerin. Mutter.

Auf den ersten Blick ist das Buch eine Mischung aus Schauspieler- und Schicksalsbiografie. Einerseits enthält es Geschichten über die berühmte Theaterfamilie – Großvater Willy war in Hamburg Thalia-Intendant, Großmutter Charlotte Kramm stand dort wie ihr Vater Peter auf der Bühne, ihre Brüder Kai und Michael (prägend an der Wiener Burg) sind auch durch Film und Fernsehen populär geworden.

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