Buchkritik: Spektakuläre Spekulanten

Buchkritik: Spektakuläre Spekulanten

Peter Kambers materialreiches Buch über „Fritz und Alfred Rotter“ – zwei zu Unrecht vergessene Unterhaltungskönigsbrüder

Klingt wie ein Drehbuch-Exposé, ist aber Teil deutscher Geschichte: Zwei jüdische Brüder entscheiden sich, zum Theater zu gehen, werden Autoren, Dramaturgen, Regisseure – und schließlich die dominierenden Theaterdirektoren Berlins. Parallel zu Max Reinhardt bauen sie ein umfangreiches Netz an Bühnen auf, die sich auf Unterhaltungskomödien und Operetten spezialisieren. Sie füllen die größten Häuser der Stadt, zu den Premieren mit Stars wie Richard Tauber, Fritzi Massary und Gitta Alpár strömt tout Berlin; selbst Hollywood-Größen wie Charly Chaplin lassen sich blicken.

Dann aber, auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs mit Werken wie Ball im Savoy und Eine Frau, die weiß was sie will, bricht ihr Imperium zusammen – fast zeitgleich mit dem demokratischen System in Deutschland. Wenig später verunglückt der eine Bruder tödlich, als Nazis versuchen, ihn im Liechtensteiner Exil zu entführen. Der andere stirbt verarmt in einem französischen Gefängnis.

Dieses tragische Ende in den Wirren der 1930er Jahre dämpfte den Nachruhm. Denn obwohl die Rotter-Brüder wesentlich zum Ruf Berlins als Theaterhauptstadt Europas während der Weimarer Republik beitrugen, tauchen sie in Theatergeschichten eher als Fußnote auf. Nach Peter Kambers umfangreichem, elegant gestaltetem und akribisch recherchiertem Band „Fritz und Alfred Rotter. Ein Leben zwischen Theaterglanz und Tod im Exil“ wird man an ihnen allerdings nicht mehr vorbeikommen.

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