Theaterkritik: Heldinnen des Arbeitskampfes
Das Gorki Studio Я ist ein Kleinod für zeitgenössisches Erzählen. Sein neuer Leiter Murat Dikenci eröffnet mit einem Blick in die Wirtschafts- und Migrationsgeschichte der BRD: Gün Tanks Roman „Die Optimistinnen“ in der Regie von Emel Aydoğdu. Ein Feel-Good-Abend über die Kraft der Solidarität.
Die Enthüllungen von Potsdam werfen ihre Schatten auch auf diesen Abend. „Der Witz ist, dass man sich nie öffentlich traut darüber zu spekulieren, wie es wohl sein wird, wenn sie uns eines Tages deportieren“, sagt Aysima Ergün einmal.
Das ist nicht von Gün Tank, Autorin des titelgebenden Romans über eine Gruppe von so genannten Gastarbeiterinnen, die mit Streiks ihre Firma aufmischen und ihre unwürdigen Arbeitsbedingungen verbessern. Sondern aus einer gut fünf Jahre alten Theaterkolumne Mely Kiyaks. Nach den Correctiv-Enthüllungen hatte das Gorki sie erneut per Mail verschickt. Vor fünf Jahren las der Text sich grimmig komisch. Heute prophetisch.
Wenn die selbsternannten Patrioten das mit der „Remigration“, also: Deportation ernstmachen, dann wird das vermutlich auch Menschen wie Nour treffen. Sie und ihre Freundinnen Tüley und Mercedes stehen im Mittelpunkt der Geschichte um erst rebellierende, dann streikende Frauen, die 1973 in Neuss gegen alle Widerstände – Sprachbarrieren, Spaltungsversuche, Polizeigewalt – mehr Geld und bessere Bedingungen erkämpften.