Kurzkritik: Abschied kann so nötig sein
Achim Freyers Auftaktpremiere zur finalen Spielzeit des Peymann-BEs gerät zur selbstmitleidigen Tortur
Abschied kann so wehtun. Seit 17 Jahren herrscht Claus Peymann am Berliner Ensemble, diese Spielzeit ist seine letzte. Also hat er lauter Schluss-Stücke angesetzt. Den Auftakt macht Achim Freyer mit „Abschlussball. Ein Lamento in Bildern“. Zu Klagen gibt’s reichlich – vom Parkett aus. Denn der 82-jährige Freyer, der mal ein wichtiger Ausstatter und Opernregisseur war, schickt 14 Schauspieler und Sänger und zwei Kinder auf einen endlosen Gruselreigen an der Rampe entlang. Bewaffnet haben sie sich dafür im Fundus: Masken, Fummel, riesige Umschnall-Schwänze – Hauptsache groß und grell. Mitgebracht haben sie auch Textfetzen von Euripides, Goethe, Büchner – und immer wieder aus der Offenbarung des Johannes, also der Apokalypse. Drunter geht es nicht, wenn einer wie Peymann abtritt.
Die werden skandiert und gekreischt, auch gesungen. Kein Satz bleibt ohne Ausrufezeichen. Ihr Sinn aber versinkt im peinigenden Dada-Reigen der Knallschargen und eingefrorenen Grimassen. Ein riesiger Spiegel an der Decke doppelt alles, ein Harlekin grinst aus der Loge, eine LED-Anzeige lässt Wörter wie „Ewigkeit“ aufleuchten, Tango treibt diesen Totentanz voran. 80 Minuten dauert er, eine gefühlte Ewigkeit. Abschied kann so nötig sein.