Kolumne: Lolita und Maude

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Queer Royal – Georg Kasch über den postfaktischen Betten-Wahlkampf

Es kann ein Fluch sein, gut auszusehen und im Rampenlicht zu stehen. Klar, man hat auch jede Menge Vorteile: Erfolg im Beruf, beim Flirten, eigentlich überall, und zuweilen liegt im Aussehen ja auch der Grund, warum man berühmt ist. Aber je erfolgreicher und gutaussehender man ist, desto mehr interessieren sich die Menschen dafür, mit wem man das Schlafzimmer teilt (und wenn mit niemandem: warum nicht).

Früher konnte man googeln, wen man wollte unter den (nach landläufiger Meinung) attraktiven Männern unter, sagen wir 50 Jahren – Manuel Neuer, Justin Trudeau, Johnny Depp – und als Kombinationsvorschlag kam, gleich hinter „Freundin“, garantiert: schwul. Nichts scheint für die Menschen spannender zu sein, als wer mit wem ins Bett geht, und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Google auf vielfältigen Wunsch hin seine Vorschlagspolitik geändert hat. Das Schlafzimmer ist politisch.

Entsprechend inszenieren sich Politiker: Meist als Ehegatten, wahlweise mit Kindern. Als Christian Wulff mit seiner Patchworkfamilie in Bellevue einzog, wurde das zum Beispiel ebenso als Symptom für eine sich entspannende Gesellschaft gewertet wie das unkonventionelle Beziehungsmodell von Joachim Gauck. Auch wenn beides medial überinterpretiert wurde, hatte man den Eindruck: Irgendwann ist es wirklich egal, wen öffentliche Menschen in welcher Konstellation an ihrer Seite haben.

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