Kurzkritik: Und alle summen mit

Kurzkritik: Und alle summen mit

Das Performance-Kollektiv She She Pop stellt im HAU 2 ­Fragen zu den ­Besitzverhältnissen.

Bist Du Erbe und kannst Dir eine Eigentumswohnung leisten? Oder gehörst Du zu denen, die früher oder später ausziehen müssen? So gehen die Fragen in She She Pops „Oratorium. Kollektive Andacht zu einem wohlgehüteten Geheimnis“. Gestellt werden sie aus dem Publikum, das seinen Text vom Bühnenhintergrund abliest und sich bald in Gruppen aufteilt: die Mütter ohne Absicherung, Männer ohne festes Einkommen, die Erben.

Natürlich gibt es noch ein paar Chor-Splitter mehr, aber die zentrale Konfliktlinie verläuft schon zwischen Haben und Nicht-Haben. Bald treten She She Pop zusammen mit einem Chor der Delegierten auf die Bühne. Sie schwingen Fahnen, erzählen die „Fabel von der Entmietung“, singen das Lied von der moralischen Überforderung und der zynischen Empathie. Einmal tanzt symbolisch das schlechte Gewissen – und wird vom Pub­likum weggebuht, das sich auch damit brav und erheitert an seinem eingeblendeten Text abarbeitet.

Viel Energie steckt in dieser Lehrstück-Parodie frei nach Brecht. Allerdings verpufft auch etliches zwischen Mitlesen, Entscheiden (bin ich jetzt dran?) und schwerfälligen Parkett-Bühne-Dialogen. Erstaunlich versöhnlich das Ende, großkoalitionär: Wir müssen die Unterschiede aushalten. Und alle summen mit.

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