Kommentar: Startschuss für eine neue Ära
Iris Laufenberg wird Intendantin des Deutschen Theaters Berlin
Das ist eine Überraschung: Iris Laufenberg wird von der Spielzeit 2023/24 an Intendantin des Deutschen Theaters Berlin (DT). Wer sich zuletzt durch die Gerüchteküche hörte, vernahm Namen wie Ersan Mondtag, Hasko Weber, Thomas Oberender. Auch Anna Bergmann galt mal als Anwärterin, nachdem die hoch gehandelte Karin Beier sich zu Hamburg und dem Deutschen Schauspielhaus bekannt hatte und Shermin Langhoff (die ihre Ambitionen selbst öffentlich gemacht hatte) am Maxim Gorki Theater verlängert wurde. Manche wetteten auf einen Mensch mit Ost-Biografie. Aber jemand mit Station in Graz? Es gibt wenige Häuser im deutschsprachigen Gebiet, die weiter von Berlin entfernt liegen. Aber diese Grazerin ist eine Heimkehrerin.
Das DT ist ja ein Haus mit besonderer Aura. Adolph L’Arronge, Otto Brahm, vor allem Max Reinhardt haben hier um 1900 mit ihren Reformen die Art revolutioniert, Theater zu denken und zu erleben. Heinz Hilpert schmuggelte im Nationalsozialismus humanistische Gedanken ins Programm, später Wolfgang Langhoff in den frühen Jahren der DDR auch subversive. Aus dieser Zeit stammt auch der Ruf des DT, inoffizielles Staatstheater des Landes zu sein, den das DT und viele seiner Zuschauer*innen anschließend aufs vereinte Land ausweiteten. Einen Ruf, den Thomas Langhoff in den 90er Jahren befestigte in seinem Bemühen, das Haus in Gesamtdeutschland ankommen zu lassen. Eine Übergangsgesellschaft, die das Feld für Bernd Wilms und Ulrich Khuon bereitete.
Voranbringen, ermöglichen
Jetzt übernimmt erstmals eine Frau die Intendanz. Und zwar eine, die sich früh damit positioniert hat, andere Frauen zu fördern. Als Leiterin des Berliner Theatertreffens 2002 bis 2011 scharte sie vor allem Frauen um sich. 2011, als das noch kaum ein Thema war, initiierte sie im Rahmenprogramm des Festivals die Theaterfrauen-Ausstellung.