Kolumne: Am Ende des Regenbogens
Im Pride Month tut alle Welt so, als wären die Rechte queerer Mensch längst durchgesetzt. Aber das Bild trügt. Vor allem in den USA mehren sich die Bemühungen, queer-feindliche Ressentiments in Gesetzen zu verankern. Ausläufer dieser Welle schwappen auch zu uns. Im Sommer heißt es nun: Kräfte bündeln.
Alles so schön bunt hier: Überall leuchten die Regenbogenfahnen, vor Rathäusern und Konzernzentralen und auf unzähligen Social-Media-Profilen von Kaffeeketten, Parfum- und Automarken. Es ist Pride-Monat, geradezu rituell feiern Läden und Institutionen die Vielfalt, während CSD-Paraden durch die Städte zuckeln. Dort gibt’s neben Tanz und Glitter auch politische Botschaften. Aber wer hält sich beim farbenfrohen Feiern schon mit so was auf? Wohl auch, weil zuletzt nahezu alles erreicht schien, Antidiskriminierungsgesetz, Steuersplitting, Ehe für Alle. Herz, was willst du mehr?
Zum Beispiel eine Abschaffung der diskriminierenden Umstände, unter denen bei lesbischen Paaren die nicht-biologische Mutter ihr Kind adoptieren muss. Oder ein Ende der antiqueeren Gewalt. Oder ein zeitgemäßes Selbstbestimmungsgesetz, das das „Transsexuellengesetz“ von 1982 zu den Akten legt. Eigentlich ein zentrales Projekt der Regierungskoalition. Doch der Motor stockt, das Gesetz verzögert sich, es gibt Einsprüche, Einwände, Verwässerungstendenzen. Zugleich ist die Akzeptanz der Bevölkerung von queeren Lebensentwürfen, wiewohl noch immer auf hohem Niveau, zuletzt gesunken. Und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass aus diesem Gesetz noch was Vernünftiges wird.
Warum? Vielleicht, weil im Zeichen der „Anti-Wokeness“ sich in vielen Feldern eine Rolle rückwärts ankündigt. Man kann dafür in die USA schauen, wo viele Bundesstaaten trans feindliche Gesetze erlassen haben, aber niemand so weit ging wie Ron DeSantis in Florida mit seinem „Don’t Say Gay“-Gesetz. Es verbietet die Erwähnung von queerem Leben an Schulen. Oder jenes Gesetz, dass die Möglichkeiten von trans Menschen zur Transition einschränkt, in vielen Fällen auch verunmöglicht.