Symposium: Zwischen Teilhabe, Geld und Solidarität

Symposium: Zwischen Teilhabe, Geld und Solidarität

„Zwischen Teilhabe, Geld und Solidarität: Die Zukunft des Kulturjournalismus im Dialog mit der Freien Szene II“ – Zweitägiges Symposium am 30. und 31. August 2022 im Silent Green Berlin: Enwturf, Planung, Organisation und Durchführung gemeinsam mit Sarah Stührenberg und Belén Marinato vom Performing Arts Programm des LAFT Berlin

Der Kulturjournalismus ist im Umbruch. Deshalb haben wir im August 2021 beim Symposium Zwischen Verriss und Marketing: Die Zukunft des Kulturjournalismus im Dialog mit der Freien Szene danach gefragt, was Kulturjournalismus wichtig macht in einer Zeit, in der einerseits die Feuilletons und damit die ökonomische Basis vieler Kulturjournalist:innen schrumpfen, sich andererseits der Austausch über Kunst auf andere Kanäle verlagert. Wir haben darüber diskutiert, welche Partner:innen Kulturjournalismus braucht, welche Zusammenschlüsse helfen könnten, welche Abgrenzungen zu PR und Influencer:innen wichtig sind, aber auch, wie der Dialog mit der Freien Szene als einer der Hauptbetroffenen des Schwunds in der Berichterstattung konkret aussehen könnte.

An diese Fragen wollen wir ein Jahr später anknüpfen: Wie sieht es mit der Solidarität aus – innerhalb des Kulturjournalismus, innerhalb des gesamten Kulturbetriebs? Für wen machen wir Theater und Journalismus? Wer ist dieses „Wir“? Wer hat Möglichkeiten zu produzieren, wer wird aus welchen Gründen ausgeschlossen? Braucht es neue kulturjournalistische Formate, um die Theaterentwicklungen abbilden und neue Zugänge schaffen zu können?

Am zweiten Tag sollen diese Fragen praktisch in Workshops vertieft werden: Welche Finanzierungsmodelle gibt es? Wie sieht ein barrierefreier Kulturjournalismus aus? Wie funktioniert der Berufseinstieg heute unter erschwerten Bedingungen? Wie lassen sich soziale Medien fürs (Selbst-)Marketing nutzen? 

PROGRAMM TAG 1 – Dienstag, 30. August 2022

10:00 Uhr: Akkreditierung & Kaffee
 
11:00 Uhr: Begrüßung
Georg Kasch (Kulturjournalist, u. a. nachtkritik.de), Sarah Stührenberg und Belén Marinato (Performing Arts Programm Berlin)
 
Block I: Solidarisierung
 
11:15 Uhr: Impuls „Was wir zusammen erreichen könn(t)en“
Mit Mehdi Moradpour (Dramaturg, Autor, Übersetzer und ehemaliger Theaterkritiker)
In der Hochphase der Corona-Pandemie entstand der Eindruck, dass die Kultur- und Medienschaffenden eng zusammenrückten, oft solidarisch miteinander waren. Ist das ein Modell für die postpandemische Zukunft? Oder braucht es weiterhin die kritische Distanz, damit Kunst nicht nur für das Feuilleton produziert und Kritiker:innen zum verlängerten Arm der PR-Abteilungen werden? Kann und darf es in der Berichterstattung eine solidarische Sprache geben? Und was bedeutet in diesem Zusammenhang Verantwortung?
 
11:45 Uhr: Impuls „Herausforderungen der Interessenvertretung von Solo-Selbstständigen“
Mit Dr. habil. Alexandra Manske (Soziologin, Arbeitsschwerpunkte u.a. Arbeit und Gesellschaft, Kulturbereich und Kreativökonomie)
Unter Kulturjournalist:innen wird immer wieder der Ruf nach stärkeren Interessenvertretungen laut, zugleich klagen diese wiederum über noch immer geringe Mitgliederzahlen. Welche Erwartungen haben Solo-Selbstständige an Verbände und Gewerkschaften, wie können sie erfüllt werden, und wo genau liegen die Herausforderungen?

12:15: Diskussion & Publikumsgespräch
Moderation: Georg Kasch, Sarah Stührenberg
 
12:45 Uhr: Kaffeepause
 
Block II: Zielgruppen 
 
13:00 Uhr: Podiumsdiskussion „Für wen machen wir das alles? Und wer ist wir? Barrieren für Schreibende, Performende und das Publikum in der Kunst- und Medienproduktion”
Mit Thomas Renz (Kultur- und Sozialwissenschaftler), Josephine Papke (Journalistin, Performerin), Judyta Smykowski (Kulturjournalistin, u. a. taz, Die Neue Norm, Leidmedien.de) und Melanie Kühnemann-Grunow (MdA, Sprecherin für Kultur und Medien der SPD-Fraktion, angefragt), Moderation: Georg Kasch
Wo bleibt eigentlich das Publikum? Nach der Pandemie mussten viele (Freie) Theater die Erfahrung machen, dass sich die Theatersäle nicht wieder so schnell füllen wie gedacht. Welche Gründe gibt es, nicht ins Theater zu gehen? Woran liegt es, dass Redaktionen – wie auch einige Theater – im Vergleich zur Bevölkerung nicht sehr divers sind? Und hat das eine mit dem anderen zu tun?
 
14:30 Uhr: Mittagspause
 
Block III: Finanzierung
 
15:30 Uhr: Impuls „Geld & Verbindlichkeit – Langer Atem durch kontinuierliche Finanzierung“
Mit Dorothea Marcus (freie Kulturjournalistin, u. a. Deutschlandfunk, WDR, Theater heute, nachtkritik.de, kritik-gestalten)
Das passiert gar nicht so selten: Man entdeckt ein neues Format im Netz, folgt diesem – und nach kurzer Zeit wird es bereits wieder eingestellt. Während insbesondere im Digitalen die Möglichkeiten des Produzierens und des Teilens stark zugenommen haben, sind Herausforderungen der Finanzierung noch immer nicht gelöst. Welche Auswirkung hat ausbleibende finanzielle Sicherheit auf die Diskursproduktion und was bedeutet das für die Arbeit von Kulturjournalist:innen und ihre Fangemeinden?
 
15:45 Uhr: Impuls „Geld & Solidarität – Formen des solidarischen Geldflusses“
Mit Marcel Weiß (freier Strategy Analyst, neunetz.com)
Während wir uns auf dem letzten Kulturjournalismus-Symposium im August 2021 mit Formaten wie Substack, Steady und Co. beschäftigt haben, wollen wir dieses Jahr weitere Finanzierungsmodelle und -ideen unter die Lupe nehmen: Was lohnt sich für wen, wie greifen wir uns gegenseitig stärker unter die Arme und wo verbergen sich Gefahren? 
 
16:00 Uhr: Diskussion & Publikumsgespräch
Moderation: Georg Kasch, Sarah Stührenberg
 
Intermezzo

16:30 Uhr: Speeddating
Mit Georg Kasch, Sarah Stührenberg, Belén Marinato
In einem schnellen, lockeren Format auf der Wiese des silent green kommen wir miteinander ins Gespräch: „Was brauchen wir, um nachhaltig produzieren zu können?“ Die Ergebnisse werden stichpunktartig festgehalten und bilden die Grundlage weiterer Überlegungen und Vernetzungen.
 
Block IV: Formate
 
17:30 Uhr: Streitgespräch „Sind Kritiken noch die Gattung der Stunde?“
Mit Christine Wahl (nachtkritik.de, Autorin, Theaterkritikerin), Dorte Lena Eilers (Professorin des Master-Studiengangs für Kulturjournalismus ​​an der HMT München, Theaterkritikerin), Antigone Akgün (Performerin, Autorin, Dramaturgin und Co-Kuratorin des Theatertreffen-Blogs), Mehdi Moradpour (Dramaturg, Autor, Übersetzer und ehemaliger Theaterkritiker), Moderation: Georg Kasch
Der Kritikerrichter ist (nahezu) tot, die Textgattung gibt´s immer noch. Sicher ist sie zugänglicher geworden, sinnlicher, näher dran am Geschehen. Aber wird die Textgattung dem Phänomen Theater/ Performance/ Live-Ereignis noch gerecht? Bräuchte es Hybrid-Formen, mehr Sound- und Bewegtbildschnipsel? Erste kurze Social-Media-Statements direkt nach der Premiere? Eine Mischung aus Reportage, Porträt und Kritik? Erfordert das Veröffentlichen im Netz vielleicht eine ganz andere Herangehensweise? Würde sich die Form verändern, wenn mehr Menschen über Theater publizierten, die andere Perspektiven und mehr Diversität mitbringen?
 
19:00 Uhr: Abschlussmoderation mit anschließendem Ausklang


 

PROGRAMM TAG 2 – Mittwoch, 31. August 2022

 
10:00 Uhr: Akkreditierung & Kaffee
 
11:00 Uhr bis 14:00 Uhr:
Workshop A „Finanzierungsmodelle“

Mit Dorothea Marcus (freie Kulturjournalistin, u. a. Deutschlandfunk, WDR, Theater heute, nachtkritik.de, kritik-gestalten)
Gemeinsam reflektieren wir über die Möglichkeiten solidarischer Finanzierungsmodelle, sammeln neue Ansätze und etablierte Konzepte, erfahren mehr über die Implikationen von Micropayments, Stiftungen, Trinkgeldformaten, Abomodellen und Werbung. Dabei stellen wir uns die Frage: Was darf bleiben, was muss neu entstehen?
 
Workshop B „Inklusiver (Kultur)Journalismus“
Mit Judyta Smykowski (Kulturjournalistin, u. a. taz, Die Neue Norm, Leidmedien.de)
Was bedeutet es, inklusiv zu schreiben oder zu publizieren? Wie vermeide ich die Reproduktion von Klischees? Wie kommuniziere ich auf Augenhöhe? Worauf sollte ich beim Veröffentlichen achten? Der Workshop richtet sich sowohl an Kulturjournalist:innen als auch an Personen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. 
 
14:00 Uhr: Mittagspause

15:00 Uhr bis 18:00 Uhr:
Workshop C „Künstlerische (Re)Präsentation auf und durch Social Media“

Mit Evelyn Hriberšek (XR-Künstlerin, Regisseurin, Futuristin – @evelyn.hribersek)

Hinweis: Dieser Workshop ist auf maximal 12 Teilnehmer:innen beschränkt. Eine frühzeitige Anmeldung wird empfohlen.

Wie präsentiere ich meine Inhalte in den Sozialen Medien? Dieser Workshop für Social Media Neulinge stellt Vor- und Nachteile einer digitalen (Re)Präsentation der eigenen künstlerischen Arbeit (und Rolle) anhand einer Auswahl der gängigen Plattformen vor. Am Beispiel Instagram werden Nutzungsszenarien, Erzähl- und  Selbstmarketingstrategien sowie mögliche Fallstricke vertieft: Warum funktionieren Storys und Reels oft besser als Posts? Wie verlinke ich meine Inhalte am besten? Wie falle ich auf, ohne aus der Rolle zu fallen? Wie verhält es sich mit rechtlichen und digital-ethische Komponenten? Und warum heißt das alles sozial?
 
Workshop D „Berufseinstieg in den Kulturjournalismus“
Mit Georg Kasch (Kulturjournalist, u. a. nachtkritik.de)
Der Einstieg in den Kulturjournalismus ist härter als in anderen kulturellen wie journalistischen Bereichen. Wie kommt man rein, bringt erste Texte unter? Und wie verdient man mit allem so viel Geld, dass man am Ende davon leben kann, ohne nebenbei kellnern gehen zu müssen?
 
18:00 Uhr: Feedbackrunde und Ausklang

Symposium „Zwischen Teilhabe, Geld und Solidarität: Die Zukunft des Kulturjournalismus im Dialog mit der Freien Szene II“
30. August 2022, 10:00 bis 19:00 Uhr 
31. August 2022, 11:00 – 18:00 Uhr
Ort: Silent Green, Gerichtstraße 35, 13347 Berlin
Anmeldungen unter kulturjournalismus@pap-berlin.de